Berufsfelder
1 Das Fach Kunstgeschichte
Die Anfänge des Faches Kunstgeschichte reichen bis weit in die Antike zurück.
Umfangreiche systematische Literatur zu den einzelnen Kunstgattungen entstand
in der frühen Neuzeit.
Der Beruf KunsthistorikerIn entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts,
als sich auch das Fach zu einer selbständigen Wissenschaft entwickelte.
In dieser Zeit richteten viele Universitäten Lehrstühle und Institute für
Kunstgeschichte ein. KunsthistorikerInnen übernahmen von den Architekten den
Aufgabenbereich der Denkmalpflege. Mit der Leitung von Museen waren bis in die
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts noch Künstler betraut, später dann ebenfalls
KunsthistorikerInnen.
Eine neue Generation an KunsthistorikerInnen, die aus der
Studentenbewegung der 1968er Jahre hervorging, richtete ihr wissenschaftliches
Interesse auch auf neue Gegenstände wie Fotografie, Film, Gebrauchsgraphik und
Dinge des Alltags. Die Denkmalpflege bezog neue Klassen von Denkmälern ein, etwa den
Siedlungsbau oder Monumente aus Technik und Industrie. Neben den reinen
Kunstausstellungen wurde versucht, Bauten, Bilder und Skulpturen als Zeugnisse
geschichtlicher Lebensweisen zu vermitteln. In der Forschung bildeten sich sozial-
und mentalitätsgeschichtliche sowie anthropologisch ausgerichtete Fragestellungen
heraus. Dazu gehörten Fragen nach der kultischen und sozialen Funktion des Kunstwerks,
dem Anteil der Auftraggeber oder der Rezipienten an der Kunst, der Geschichte der
Kunstgeschichte, dem Zusammenhang mit Sozial-, Kultur-, Wissenschafts- und
Mediengeschichte oder auch der Sozialpsychologie.
Informationen zum Beruf der KunsthistorikerInnen von der Bundesagentur für Arbeit
Informationen zum Beruf der KunsthistorikerInnen aus der Enzyklopädie Wikipedia
Berufsfelder von KunsthistorikerInnen
KunsthistorikerInnen können heute in vielen Bereichen Arbeit finden,
auch in solchen, die ihm/ihr zunächst nicht die naheliegendsten erscheinen.
Klassische Arbeitsfelder, wie Museum oder Denkmalpflege, existieren nach wie vor,
doch "feste Arbeitsplätze" sind, wie auch in vielen anderen geistes- und
naturwissenschaftlichen Gebieten, rar geworden. Gängiger sind heute zahlreiche
alternative Formen von Arbeitsverhältnissen und Verträgen, wie z.B. spezielle Projektförderungen, Werk- oder Zeitverträge.
Ausführliche Hinweise und Empfehlungen zu potentiellen
Berufsfeldern und Arbeitsmöglichkeiten beim "Portal Kunstgeschichte"
Museum & Archiv
KonservatorenInnen, KuratorenInnen, KustodenInnen und
Betreuer/innen von öffentlichen und privaten Sammlungen sammeln
und bewahren Kunstwerke.
In Museen sind sie meist für eine
Sammlung bzw. einen Sammlungsteil, eine Ausstellung oder ein
Projekt zuständig. Um die Sammlung z.B. durch Neuerwerbungen zu
erweitern, sollte man sich auf dem Kunstmarkt auskennen,
Originale und Fälschungen unterscheiden, Erhaltungszustände
beurteilen und Veränderungen erkennen können. Zu den Aufgaben
gehören demnach auch das Analysieren der Techniken, Materialien,
Motive und Darstellungsformen, das Klassifizieren der Kunstwerke
und deren Dokumentation. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen
Arbeit werden beispielsweise in Bestands- oder Ausstellungskatalogen
publiziert. Im Museumsbereich ist ein großes Aufgabenfeld die Organisation
von Ausstellungen, die u.a. dem Publikum die Sammlung vermitteln soll.
Die Konzeption der Ausstellung, wissenschaftliche und Erstellung von
ausstellungsrelevanten Texten, das Betreuen der Erstellung des Kataloges
und der Ausstellungseröffnung sowie der Führungen gehört in Abhängigkeit
von der Größe und Anzahl der Mitarbeiter eines Hauses ebenfalls in den
Aufgabenbereich der KunsthistorikerInnen. Bei der Ausstellung oder
Sammlungspräsentation gehören zunehmend auch multimediale Inszenierungen
dazu, die von KunsthistorikerInnen konzipiert werden.
Museumspädagogik
Führungen durch die Sammlungen eines Museums oder durch aktuelle Ausstellungen gehören
zum selbstverständlichen Angebot der meisten Museen oder AusstellungsveranstalterInnen.
Vielfach wird das Führungspersonal extra für diese Zwecke eingestellt und auch thematisch
geschult. Natürlich führen auch die KuratorInnen durch die von ihnen bearbeiteten
Ausstellungsräume, doch ihre Klientel sind eher die sehr speziellen Gäste oder besondere
Gruppen. Ob Sie nun für wenige Wochen oder Monate einen "Führungsjob" im Museum haben
oder dort vielleicht sogar fest angestellt sind, ist für unser Thema unerheblich.
Wichtig ist, dass Sie "führen" können! Die Grundlage jeder Führung ist sowohl die sichere
Beherrschung des Themas als auch die Fähigkeit, sich die Interessenlage der Geführten
vorstellen zu können. Spulen Sie daher nicht das Gelernte vor Ihrem Auditorium ab, sondern
informieren Sie sich über Gruppen oder Personen, die Sie zu führen haben. Sie können
gezielt auf die Interessenlage Ihrer Zuhörer und Zuhörerinnen eingehen, wenn Sie wissen,
dass es sich z.B. um eine Ärztegruppe, eine Landfrauengruppe oder eine
Geburtstagsgesellschaft handelt. Der Dank ist Ihnen bei einer zielgruppenorientierten
Führung gewiss! Wenn Sie selbst nicht an der von Ihnen zu präsentierenden Ausstellung
mitgearbeitet haben, suchen Sie den Kontakt zu den Bearbeitern des jeweiligen
Ausstellungsraumes. In vielen Museen ist es üblich, dass die Kuratoren das Führungspersonal
einweisen. Diese Chance sollten Sie unbedingt nutzen, da Sie auf diesem Wege zahlreiche
zusätzliche Informationen zu den Exponaten erhalten. Auch haben Sie die Möglichkeit,
gezielt Fragen zu stellen, deren Beantwortung Ihre Arbeit erleichtern kann.
Wenn Sie mit Ihrer Gruppe die Führung beginnen, stellen Sie sich als Person kurz vor,
denn die Geführten wissen gerne, wer sie durch die Ausstellung begleiten wird. Informieren
Sie Ihr Publikum über den Führungszeitraum, wo sich - falls noch nicht geschehen - die
Garderobe, das Café und die Toiletten (lästig, aber wichtig) befinden. Falls Ihr zu
führender Bereich sehr umfangreich ist, setzen Sie unbedingt vorher einen Schwerpunkt -
natürlich zielgruppenorientiert - und informieren Sie Ihr Publikum über Ihre geplante
Vorgehensweise. Fragen sollten Sie unbedingt zulassen, sich aber nicht in zeitraubende
Diskussionen verwickeln lassen. Weisen Sie ggf. bei hochspeziellen Fragen auf die Ihnen
bekannte Literatur oder entsprechende Aufsätze im Ausstellungskatalog hin.
Jetzt stehen Sie endlich mit Ihrer Gruppe im Ausstellungsraum! Natürlich haben Sie sich
einen "roten Faden" überlegt, um das Publikum sinnvoll durch die Ausstellung zu führen.
Wenn ein Exponat erklärt wird, sollte der Führer oder die Führerin sich unbedingt neben
dem entsprechenden Objekt positionieren mit der Blickrichtung zum Auditorium. Nichts wirkt unprofessioneller als ein mit dem Rücken zum Publikum stehender Ausstellungsführer! Während der Führung sucht ein guter Guide den Blickkontakt zu seiner Gruppe, d.h. er/sie versucht eine angenehme, anregende Atmosphäre herzustellen, die beiden Seiten die Kommunikation erleichtert.
Eine gute Führung zeichnet sich dadurch aus, dass dem Auditorium über die zu
präsentierenden Exponate hinaus ein Gesamteindruck z.B. einer Epoche oder einer
Stilrichtung gegeben wird. Nicht das additive Aufsagen von Einzelwissen ist gefragt,
sondern dem Besucher werden Zusammenhänge vermittelt, die ihn befähigen, das Gezeigte zu
begreifen und einzuordnen. Niemals sollte "Führungspersonal" die im Ausstellungsraum
befindlichen Raum- oder Exponattexte aufsagen. Eine gute Führung begreift diese Texte
als Basiswissen und geht weit darüber hinaus.
Bevor Sie mit ihrer Gruppe in den nächsten Raum wechseln, geben Sie Ihren Gästen einige
Minuten Zeit - die Sie natürlich ansagen und festlegen -, damit sie ihre Blicke auch im
Raum schweifen lassen können. Sonst entsteht bei Gruppen die häufig festzustellende
Unzufriedenheit, dass sie ja kaum etwas gesehen hätten.
Wenn Sie noch niemals "geführt" haben, erkundigen Sie sich nach erfahrenen
Kollegen, die Sie bitten können, einmal deren Führung zu begleiten. Allerdings
sollten Sie sich davor hüten, zu viele Führungen an einem Tag übernehmen zu wollen,
denn jede Führung ist individuell und anstrengend. Museums- oder AusstellungsführerIn ist
in der Regel keine langfristige Berufsperspektive, sondern eher eine zeitlich befristete
Arbeit, die durchaus befriedigend sein kann.
Dr. Sylvia Rogge-Gau (2006)
Denkmalpflege
Ob Schlossanlage, Kirche oder Arbeitersiedlung - KunsthistorikerInnen,
die in der Denkmalpflege beschäftigt sind, erforschen, dokumentieren und
sichern meist historische Baudenkmäler.
Als DenkmalpflegerInnen arbeiten
sie meist in staatlichen Behörden, vor allem in Landesämtern für Denkmalpflege.
Dort sorgen sie dafür, dass schützenswerte Baudenkmäler vor der Zerstörung
bewahrt werden. Dazu sichten und sichern sie die Denkmäler bei Bau- und
Restaurierungsarbeiten und inventarisieren sie. Sie erstellen Fachgutachten
und beraten DenkmaleigentümerInnen , ArchitektInnen, RestauratorInnen und HandwerkerInnen.
Dazu benötigen sie neben der Kunstgeschichte auch Kenntnisse in Architektur.
Sie inventarisieren den Denkmalbestand, erstellen Gutachten und sind in der
denkmalfachlichen Beratung tätig. Mit archäologischen Forschungsmethoden müssen
sie sich dafür ebenso auskennen wie mit Baukunde, Statik und Materialkunde und
mit der Geschichte der Bautechniken. Ihre Befunde dokumentieren sie durch
Zeichnungen und Fotografien, beschreiben und publizieren sie.
Verlagswesen & Journalismus
Auch bei Hörfunk, Fernsehen, Presse und Verlag arbeiten viele KunsthistorikerInnen.
In kunsthistorischen Verlagen bzw. Verlagen mit kunsthistorischer Abteilung
sind sie meist als LektorInnen tätig. Dann entwickeln sie zusammen
mit der Verlagsleitung Programmstrategien und versuchen geeignete Autoren und
Autorinnen zu gewinnen. Eingesandte Manuskripte beurteilen sie sowohl nach ihrer
Qualität als auch hinsichtlich des Marktpotenzials innerhalb des Verlagsprofils
bzw. für die spezifischen Zielgruppen des Verlags. Sie betreuen Autoren und
Autorinnen angefangen vom Exposé über die ersten Probekapitel bis hin zum
Lektorat des vollständigen Manuskripts. Auch für Titelvorschläge, Katalog- und
Umschlagtexte kommen Anregungen vom Lektor oder von der Lektorin.
Für eine Tätigkeit im Journalismus ist ein abgeschlossenes Studium zwar
Voraussetzung, ohne Volontariat oder eine andere entsprechende praktische
journalistische Qualifikation ist es jedoch ebenfalls schwer eine Beschäftigung
zu finden. Zu den Hauptaufgaben von JournalistInnen gehört es,
Informationen zu sammeln, zu prüfen, auszuwählen und mediengerecht aufzubereiten.
Wer Leitungsfunktionen übernimmt, ist auch in der Programmplanung tätig.
Kunstmarkt
Auktionshäuser, Galerien oder Kunsthandlungen sind die Tätigkeitsbereiche auf
dem Kunstmarkt.
In Auktionshäusern und Kunsthandlungen gehört zu den Aufgaben
von KunsthistorikerInnen das Bestimmen und Katalogisieren von Kunstobjekten/Kunstwerken.
In einer Galerie haben KunsthistorikerInnen gewöhnlich mit zeitgenössischer Kunst zu tun.
Es geht meist darum, (Verkaufs-)Ausstellungen zu konzipieren und begleitende
Kataloge zu verfassen. Für die Arbeit in einer Galerie sollte man gut über
aktuelle Trends und Entwicklungen der Kunstszene informiert sein und sich sehr
gut in zeitgenössischer Kunst auskennen. Kompetente Kundenberatung, Kenntnisse
des Marktwertes oder die Schätzung von Kunstwerken sowie ein Wissen um rechtliche
und Versicherungsfragen rund um den Verkauf und Transport von Kunstwerken gehört
in allen drei Arbeitsbereichen des Kunstmarktes dazu. Wichtig ist nicht nur die
Kontaktpflege zu KünstlerInnen, sondern auch zu Kunden/Sammlern, Sponsoren, Museen,
Kunstvereinen etc. Hilfreich sind hier auch Kenntnisse nicht nur der Kunstwerke,
sondern auch kaufmännischer Grundlagen, Management-Kenntnisse sowie solche im
Bereich Kunstvermarktung (Marketing/ PR).
Tourismus
Der Kunsthistoriker ist für die Reiseleitung prädestiniert, sofern er sich
insbesondere mit der Kulturgeschichte eines Reiselandes beschäftigt.
Zur Kulturgeschichte zählt die Landes-, Mythen- und Mentalitätsgeschichte
ebenso wie die Kunsthistorie, Wirtschaftsgeschichte und Politikgeschichte.
Es ist dabei selbstverständlich, dass ReiseleiterInnen nicht alle Bereiche perfekt
abdecken kann, doch sollte er Einblicke verschaffen können und Bezüge zur Gegenwart
herzustellen in der Lage sein.
Viel wichtiger als das reine Fakten-Wissen ist jedoch die Fähigkeit der Vermittlung.
Das Publikum von Bildungsreisen besteht in der Regel aus wissensdurstigen Kunden,
deren Vorbildung sehr unterschiedlich sein kann. Deshalb müssen sich KunsthistorikerInnen
als ReiseleiterInnen auf ganz unterschiedliche Niveaus einstellen, die er mit seinen
Vorträgen nicht überfordern aber auch nicht unterfordern sollte. Das ist die hohe
Kunst der Reiseleitung. Genaue Rezepturen hierfür gibt es nicht, denn jede ReiseleiterIn hat
andere Fähigkeiten, die er strategisch und didaktisch für die Wissensvermittlung einsetzen kann. Es kommt in jedem Fall jedoch darauf an, dass man in den Erklärungen einen "roten Faden" verfolgt, der am besten durch die ganze Reise sichtbar führen sollte. Man sollte deshalb die Themen an den verschiedenen Besichtigungspunkten so ordnen, dass nicht zu viele Redundanzen entstehen. Führt man beispielsweise die "Gotischen Kirchen" in der Ile de France, macht es wenig Sinn, gleich bei der ersten Kathedrale sein ganzes Pulver zu verschießen, und sich in den übrigen Kirchen zu wiederholen. Anzuraten wäre in diesem Beispiel, die Entwicklung der Gotik an exemplarischen Details aufzuzeigen, so dass der Reisende sich diese merken kann. Auf diese Details ist dann an anderen Orten immer wieder zurückzukommen, um daran Unterschiede herauszuarbeiten.
KunsthistorikerInnen als ReiseleiterInnen sollte also ganz bei seiner fachspezifischen Methode des vergleichenden Sehens bleiben. Es ist deshalb seine Aufgabe, den Reisekunden ein visuelles Gedächtnis zu ermöglichen, das ihnen das Vergleichen im Geiste ermöglicht.
Dabei sind Hilfsmittel, wie Abbildungen der bereits gesehenen Objekt natürlich auch
zulässig. Wichtig ist schließlich auch der fahrtbegleitende Kommentar im Reisebus.
Während längerer Fahrten können z.B. geschichtliche Zusammenhänge erklärt werden.
Denn nichts ist für den Reisekunden langweiliger, als vor einer Kathedrale zu stehen,
und zuerst eine halbe Stunde Ausführungen über die Stadtgeschichte anzuhören. Das
Interessante beim Reisen ist das Original, das Bild, das Bauwerk oder die Skulptur.
Die Spannung wird nur dann optimal erzeugt, wenn man dezidiert auf das visuell
Wahrnehmbare eingeht, an ihm eine vergangene Welt im Geiste der Zuhörer wiedererweckt.
Reiseleitung ist also einerseits vor allem Didaktik. Für den Studierenden der
Kunstgeschichte ist sie deshalb eine hervorragende Übung, seine Vermittlungstechniken
zu üben, auf die man bei jeder geisteswissenschaftlichen Berufsausübung später unbedingt
angewiesen sein wird. Reiseleitung ist aber andererseits auch Organisation. Als ReiseleiterIn
muss man Geduld und organisatorische Voraussicht mitbringen, denn die Reisekunden wollen
mit Komfort reisen und erwarten keine organisatorische Pannen, wie etwa vor einem
verschlossenen Museum zu stehen. ReiseleiterInnen müssen deshalb auch viel telefonieren
und für Tage vorausplanen. Um seiner Gruppe z.B. ein spezielles Abendessen mit regionalen
Spezialitäten bieten zu können, muss er frühzeitig mit dem entsprechenden Restaurant
verhandeln.
PD Dr. Philipp Zitzlsperger (2006)
2 Zoologie
Fachbereich Zoologie an der Humboldt Universität
Wikipediaeintrag zum Fach Zoologie
3 Interdisziplinäre Informationen